RainerSeiner

Privates von Rainer B.


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Der neue Gumotex Twist – Probefahrt

Vorbereitungen

Herstellerbild

Herstellerbild von http://www.gumotexboote.de/

Heute gab’s die erste Probefahrt, nachdem ich mich bei einem Probeaufpumpen im Wohnzimmer mit dem neuen Boot vertraut gemacht hatte. Dabei vergleiche ich den Twist natürlich immer mit dem geliebten Junior, was gelegentlich etwas unfair ausgehen mag.

Lieferung von arts-outdoors.de war vollständig und unbeschädigt. Das Boot wird (wie ich wusste) ohne Festmachleine geliefert, habe die beiden vom Junior (schnüff…) umgewidmet.

Man muss deutlich mehr Luft ‚reinpumpen, aber durch die großen Ventile geht’s flott. Druckmessung ist arg mühsam, immer wieder Pumpenadapter ‚rausdrehen, Manometer dranstecken und messen, Pumpenadapter wieder ‚reindrehen, nachpumpen, ‚rausdrehen, da Capo Al Fine. Wenn man den Bogen erst mal ‚raus hat ist das sicher kein Problem, ich habe für die erste Testfahrt 0,17 bar (von 0,2 erlauben) gewählt. Ich mag die Gumotexventils an Rückenlehne und Fußstütze nicht, aber die beiden teile sind trotzdem ruckzuck aufgepumpt.

Verstauung von Gepäck, Paddel etc. muss ich noch noch etwas üben, das ist aber im Prinzip problemlos.Einstieg

Verarbeitung macht einen guten Eindruck. Erst war ich etwa in Panik, glaubte dauernd irgendwo Luft herauspfeifen zu hören, tatsächlich hörte ich aber, wie riffelige Oberflächen aufeinander rutschten, wenn sich das Boot neu „zurechtjackelt, nach jedem Pumpenhub, oder sonstiger Bewegung. Die Bootshaut wirkt solide. Ich hatte befürchtet, sie wäre ähnlich dünn und nachgiebig wie bei unseren PVC-Booten damals, tatsächlich spürt man aber richtige Materialstärke, und das Material wirkt extrem stabil.

Die Probefahrt

Von Museumsstraße zum Wendenwehr und zurück

Einstieg und Sitzprobe

Der Einstieg geht ähnlich unproblematisch wie beim Junior, ich bin noch etwas aus der Übung.

Nachteilig ist beim Twist die textile Oberflächenstruktur. Beim glatten Junior flutschte man da einfach irgendwie ‚rein, auch wenn man nicht genau die Bootsmitte für den Po getroffen hatte.  Beim Twist ist die Oberfläche kaum rutschig, man wird nicht „eingefädelt, sondern drückt dann gleich den jeweiligen Seitenwulst unter Wasser, da muss man aufpassen. Der aufgeblasene, steife Boden vermittelt ein etwas sichereres Gefühl beim Einstieg. Die Sitzposition ist deutlich höher als beim Junior,  bei dem ich zum unterqueren der Wendentorbrücke nur den Kopf etwas einziehen musste; nun muss ich mich sehr nach unten beugen, um drunter durch zu kommen. Und auf dem Weg zum Botanischen Garten bildet ein merkwürdig schräg ins Wasser gewachsener Baumstamm eine enge, niedrige Durchfahrt, durch die ich gern fuhr (besonders wenn jemand guckt und ich mit meiner sicheren Bootsbeherrschung angeben möchte); der Twist passt von der Breite her durch, aber ich müsste mich doch extrem beugen, und oben waren so viele eklige Spinnweben, ich hab’ss heute gelassen.

Bin unterwegs auch 2x ausgestiegen, habe mich zunächst aber hinter Sichtschutz zurückgezogen –  falls es schief geht. Noch 2-3 mal üben, dann geht das wieder wie geschmiert.

Die Fahrt

Das Sitzgefühl ist sehr sicher, kein bisschen kippelig. Wie befürchtet hatte ich nach 3 Minuten einen nassen Hintern, der drückt die tiefste Stelle in den Boden, und dort sammelt sich das Wasser, das unvermeidlich beim Paddeln in das oben völlig offene Boot gerät. Meines Erachtens ist der Verzicht auf ein Sitzkissen ein Konstruktionsfehler. Ich werde mir bei Gelegenheit ein aufblasbares 2-3 cm hohes Sitzkissen besorgen, notdürftig tat es die alte Junior-Fußstütze (Schnüff …).

Im Werbefilm heißt es „… turns on a Dime“ , was stimmt, leider macht das Boot auch bei jedem Paddelzug Anstalten, das vorzuführen. Die nur 20 cm hinter dem Sitz montierte Flosse scheint da (erwartungsgemäß) nicht viel zu bringen, ohne Flosse probiere ich demnächst. Ist nicht schlimm, ich bin den Junior stets ohne Steuerung oder Flosse gefahren,  mit etwas mehr Übung werde ich aber sicher auch mit dem noch etwas schlechteren Geradeauslauf des Twist klar kommen.

LandungsbootDie Hydrodynamik ist sehr mäßig, ich schätze, der Twist ist noch eine Spur langsamer als der Junior. Zum einen wegen des mäßigen Geradeauslaufs, aber auch wegen der ungünstigen Bugform. Im Werbefilm sieht das wie elegantes Gleiten aus, tatsächlich hat der Twist eher einen breiten Bug wie eine Mischung aus Eisbrecher oder noch eher einem Landungsboot. Da wurde meines Erachtens Potential verschenkt.

Die Wendigkeit macht schon Spaß.

Die Rückenlehne ist zwar mehr Aberglaube, aber am aufgeblasenen Querwulst darüber lehnt man auch ganz bequem. Die Sitzposition ist recht entspannt, ich habe das Gefühl, dass ich im Twist sogar länger als im Junior sitzen kann, ehe des in den Beinen anfängt zu schmerzen. Und es ist ja auch genug Platz für ein kleines Nickerchen zwischendurch.

Mit ein wenig Training beherrsche ich den Twist hoffentlich bald so gut (Man achte auf den Einstieg bei 1:41!)

Fazit

Sicherlich kein Boot, dass man einfach vorbehaltlos empfehlen kann. Wenn aber Packmaße und geringes Gewicht vorrangig sind wüsste ich keine Alterative. Und wenn Wendigkeit gefragt ist macht das Boot richtig Spaß!

Sonst noch etwas?

Am Wendenwehr ließ gerade ein junges Paar mit winzigem Kind einen Sevylor Adventure für eine Braunschweig-Umrundung zu Wasser. Sah eigentlich gar nicht schlecht aus.

Nachträge

Nach ein paar weiteren Fahren, hauptsächlich Himmelfahrtscamping in Winsen, geht das alles schon viel problemloser. Ohne Finne geht eher nicht, mit kann ich den Twist inzwischen recht präzise manövrieren. Nasser Po ist mit niedrigem Sitzkissen (Optimierung läuft noch) weitgehend behoben. Dass das Boot stets schmutzig ist lässt sich wohl nicht mit sinnvollem Aufwand beheben, Mag sein, dass die Oberfläche Teflon-beschichtet ist, aber die Reinigung ist sehr viel schwieriger als bei einem normal beschichteten Boot.

Sitzkissen

140805_002B_AufblaskissenKaputtDas Fox Outdoor Thermokissen vom marios_military_shop hat sich nicht bewährt, war nach wenigen Einsätzen undicht. An einer konstruktionsbedingten Knickstelle in der Nähe des Ventils hatte sich ein Löchlein gebildet, Flicken wohl aussichtslos. Der Verkäufer hatte um Rücksendung wegen Überprüfung und Austausch gebeten, seitdem habe ich auch auf Nachfrage hin nichts mehr von ihm gehört – nicht empfehlenswert! Was kaufe ich auch immer wieder solchen billigen Plunder!


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Junior-Schaden

Ich hatte ja gehofft, ich hätte nur schlecht geträumt, aber es ist leider wahr, der Wunder-Junior ist kaputt. Vom vielen zu hart Aufpumpen sind die Schweißnähte mürbe geworden, und nun sind links 2 Luftkammern zu einer geworden, die Trenn-Naht ist aufgerissen. Könnte man wohl sogar noch mit fahren, aber so richtig Freude daran hätte ich wohl nicht mehr.

Ein solches Preis-Spaß-Verhältnis gibt es nie wieder – Schnüff