Kaum hatte ich davon gehört, buchte ich einen Tag lang den Lastenlöwen Heinrich II am Standort Bürger-Beratungs-Zentrum (BüBZ Frankfurter Str. 226). Die Nutzung ist kostenlos, Maximale Buchungsdauer 3 Tage in einem Rutsch, Abholung und Abgabe zwischen 10:00 und 16:00 Uhr! Ich bin mir sehr sicher, schon frühere Buchungen auf der Buchungsseite gesehen zu haben, an diesem Standort war ich aber (vom „Personal“ bestätigt) der erste Nutzer. Unterlagenbox musste erst eine Weile gesucht werden, Spendendose mit 0 Cent darin (ich stiftete ein 2-€-Stück, die Leute hinter dem Tresen wirkten recht unsicher, was für Formalitäten alles zu erledigen wären. Ich fühlte mich als Pionier.
Da ich einige Bierkästen mit leeren Flaschen gegen solche mit vollen umtauschen wollte, hieß es also erst mal wieder 2,5 km zurück nach Hause, Leergut einsammeln. Mit 4 Leergutkästen + ca. 20 leeren Flaschen dann 4 km zu real (Otto-von-Guericke-Straße, ich fuhr „zum Kennenlernen“ einen kleinen Umweg), Leergut ʼraus, Einkäufe erledigen, 2 frische Kästen, 5 kg Mehl, 3 Buttermilch und allerlei Kleinkram in der Lademulde verstaut, 3 km auf (fast) direktem Weg nach Hause. Weitere Einsätze gab es nicht, also zur Rückgabe gegen 15:30 Uhr wieder 2,5 km zum „Stützpunkt“, das Lastentier abgeben. Insgesamt heute 18,5 km Weststadtradeln! ☺
Meine allgemeinen Eindrücke:
Schöne Sache, aber für den Bierkauf in der derzeitigen Form zu umständlich. Sonst packe ich mir 4-5 leeren Kästen in den Kofferraum, fahre auf meiner Tour (in der Regel Dienst-Einsatz) eben zum Getränkemarkt, tausche die 5 leeren gegen 5 volle Kästen um, das sind maximal 20 Minuten extra. Wegen der Extra-Leergutabholung dauerte hier allein Holen vom und Bringen zum Stützpunkt insgesamt 1 Stunde. Und 5 volle Kästen fände ich doch etwas bedenklich in der Lademulde.
Fahreindrücke:
- Für einen halbwegs geübten Radfahrer ist das Fahren mit dem Lastenlöwen kein großes Problem.
- Man muss sich aber schon etwas an das Gerät gewöhnen, schon beim Leerguttransport wirkte der Rahmen beim langsamen Rangieren etwas labil. Man muss halt hektische Lenkbewegungen vermeiden.
- An den großen Wendekreis und das etwas andere Ansprechen der Lenkung muss man sich gewöhnen, geht aber.
- Fährt man mit unbeladenem Lastenlöwen einen nicht abgesenkten Bordstein hoch (oder meistert ein ähnliches Hindernis), springt das Vorderrad unangenehm hoch, aufpassen!
- Die 8-Gang Nabenschaltung ist darauf ausgelegt, auch mit Schwerlast steile Berge hoch zu kommen. Im ersten Gang kann man wie blöd Strampeln und bekommt trotzdem kaum mehr Fahrt drauf, als man benötigt, um halbwegs sicher nicht umzukippen 😉
- Das fahren mit dem Lastenrad war für mich anstrengender als erwartet. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich versuchte, meine Normalgeschwindigkeit zu fahren, das schaffen aber wohl nur sehr trainierte Radler. Sonst cruist man halt mehr LKW-mäßig langsam umher.
- Straßenüberquerungen an Radfahrerampeln haben mit dem Gerät gelegentlich kleine Tücken. Ist man nah genug an den Bedarfstaster heran gefahren, steht das Vorderrad schon halb auf der Fahrbahn, und muss man in der Straßenmitte auf einer Verkehrsinsel erst noch auf grün warten, ist das Fahrrad evtl. zu lang; dieses Problem hat man auch beim Tandemfahren.
- Beim Aufbocken überfuhr der Lastenlöwe gern die „Aufbockstellung“, wenn man dann gedankenlos loslässt … .
Fazit
Tolle Einrichtung, und das auch noch gratis. Aber ein Standort in der Nähe würde die Einsatzmöglichkeiten schon verbessern, ich glaube nicht, dass ich den Lastenlöwen noch mal für einen schnöden Bierkauf buche.
Transport-Impressionen
Vor der Beladung …
… und hier mit Leergut.
Rückkehr mit dem Einkauf
Aufsteigen …
… und Abfahrt
Der Lastenlöwe, zurück am Standort.